Die Anwendung der Gaspognosetemperatur
Es ist denkbar einfach, die Gasprognosetemperatur im täglichen Geschehen anzuwenden! Nach einer empfohlenen Netzkontoanalyse kann die Gasprognosetemperatur anstelle der Tagesmitteltemperaturprognose oder deren geometrischen Reihe sofort eingesetzt werden.
Wichtig: Die Gasprognosetemperatur berücksichtigt das Temperaturverhalten der Abnahmestellen im Netzgebiet. Eine Gewichtung ist deshalb nicht notwendig. Die eventuell angewendete geometrische Reihe findet keine Anwendung mehr!
Da die Anwendung der Gasprognosetemperatur eine bilanzierungsrelevante Größe ist, müssen die Lieferanten 2 Monate im Voraus über deren Anwendung informiert werden. Außerdem müssen die "Verfahrensspezifische Parameter" auf der Webseite der Netzseite des Stadtwerks veröffentlicht werden. Die Excel- Tabelle des BDEW erstellt aus der Netzbetreibernummer und der Nummer der Wetterstation einen eindeutigen Code, der den Lieferanten in der Stammdatenänderungsmeldung mitgeteilt werden kann.
Warum sollte man eine Netzkontoanalyse durchführen?
Die Gasprognosetemperatur kann oftmals Fehler in der Bilanzierung ausgleichen. Wird aber die falsche Profilausprägung gewählt, werden die Kundenwerte falsch berechnet oder die Stammdaten im System falsch gepflegt, wirkt sie wie eine Krone über einen faulen Zahn. Auf Dauer kann sie die grundlegenden Fehler nicht überdecken.
Deshalb empfehle ich immer auch eine Netzkontoanalyse durchzuführen, um sicher zu sein, dass keine verdeckten Fehler vorhanden sind und die richtigen Profilparameter verwendet werden.
Exemplarisches Vorgehen bei der Netzkontoanalyse
Status quo (Vergleich der Allokationsmengen Prognose- vs. Ist-Temperatur):
Der Beispiel- Netzbetreiber hat für die Gewerbeprofile die „05er“ – Profile („extrem heizgasabhängig“) gewählt. Außerdem hat er fast alle Gewerbeprofile seinen Gewerbekunden zugewiesen. Die Haushaltskunden wurden in die „04er“ – Profile („windreich“) eingruppiert.
Bei dieser ersten Analyse werden die Kundenwerte mit der Prognosetemperatur und der Ist- Temperatur ausgerollt. Sie zeigt dann auf, ob die Prognose- zu der Ist- Temperatur zu stark abweicht und ob die Kundenwerte korrekt berechnet wurden. Beides war bei diesem Netzbetreiber ohne Beanstandung. Durch die gewählten Profilparametern kam es allerdings insbesondere in den Sommermonaten zu sehr großen Abweichungen im Netzkonto, sowohl in die Unter- wie auch in der Überallokation.
Profilvergleich (andere Ausprägungen mit allen Gewerbeprofilen)
Bei dieser Analyse wurden die Kundenwerte der Gewerbekunden und der Haushaltskunden auf 03er - Profile und die Gewerbekunden in 04er - Profile umgerechnet und mit der Prognosetemperatur ausgerollt. Die Anwendung dieser nicht so „extremen“ Profilen führt insgesamt schon zu einer Verbesserung der Allokationsgüte. Allerdings sind auch hier, insbesondere in den Sommermonaten, sehr großen Abweichungen im Netzkonto, sowohl in die Unter- wie auch in der Überallokation, zu verzeichnen.
Profilvergleich (andere Ausprägungen mit Gewerbe- Sammelprofilen)
Bei dieser Analyse wurden zusätzlich die Kundenwerte aller Gewerbekunden auf das Sammelprofil GHD03 und GHD04 umgerechnet und mit der Prognosetemperatur ausgerollt. Die Anwendung der Sammelprofile führt hier nicht zu einer Verschlechterung der Allokationsgüte. Es zeigt sich, dass die Einzelzuweisung der Gewerbekunden nicht zwingend notwendig ist, da die Anzahl der Gewerbekunden je Lastprofil zu klein ist, um eine höhere Allokationsgüte durch Anwendung der Einzelprofile zu erreichen.
Profilvergleich (andere Ausprägungen mit allen Gewerbeprofilen und mit GPT)
Bei dieser Analyse wurden die Kundenwerte auf die Gewerbekunden und die Haushaltskunden 03er - Profile und die Gewerbekunden in 04er - Profile umgerechnet und mit der allgemeinen Gasprognosetemperatur (GPT) ausgerollt. Die Anwendung der GPT führt zu einer wesentlichen Verbesserung der Allokationsgüte. Die 03er Profile führen zu einer leichten Unterallokation im Winter und dafür zu einer Überallokation im Sommer. Bei den 04er Profilen ist es genau umgekehrt. Hier muss die Allokationsgüte, ausgedrückt in „kWh/MWh“ Aufschluss für die richtige Profilauswahl geben.
Mit der Anwendung der GPT überschreitet die Unterallokation nie die Grenze des Anreizsystems von 35%!
Profilvergleich (andere Ausprägungen mit Gewerbe- Sammelprofilen und mit GPT)
Bei dieser Analyse wurden die Kundenwerte der Gewerbekunden auf das Sammelprofil GHD03 und GHD04 umgerechnet und mit der allgemeinen Gasprognosetemperatur ausgerollt. Auch hier führt die Anwendung der GPT zu einer wesentlichen Verbesserung der Allokationsgüte. Die Anwendung der Sammelprofile dagegen nicht zu einer wesentlichen Verschlechterung der Allokationsgüte. Es kann also ohne Probleme auf das neue Profil und der Zusammenlegung der Gewerbeprofile in das Sammelprofil erfolgen. Die Berechnung der Zieltemperaturzeitreihe werden die umgerechneten Kundenwerte aus der Analyse verwendet.